Presse-Echo - Oktober 2025

Mittwoch, 22. Oktober 2025, Waldeckische Landeszeitung / Korbacher Zeitung

 

Das Freundebuch mal anders

Stadtbücherei Korbach schließt Sommerleseprojekt mit Verlosung ab

Preise für Bücher-Freunde: Kinder, die über die Sommerferien zehn neue Buchfreunde aus dem Bestand der Bücherei Korbach gefunden hatten, nahmen an einer Verlosung teil. © Foto: Marvin Fischer

Korbach – Viele kennen die Idee des Freundebuchs aus der eigenen Schulzeit: Das kleine Buch ging von Hand zu Hand, und jeder Freund füllte eine eigene Seite aus – mit Lieblingsessen, Hobbys und netten Sprüchen. Genau davon hat sich die Stadtbücherei Korbach inspirieren lassen und ein besonderes Freundebuch für Bücher entwickelt. Nach dem Lesen eines Buches konnten die Kinder ihre Eindrücke festhalten, die spannendste Stelle oder die lustigste Figur beschreiben – und so ihre ganz persönlichen „Bücher-Freunde“ sammeln.

84 Kinder machten in diesem Sommer beim Projekt „Bücher-Freunde“ mit und entdeckten neue Lieblingsgeschichten aus den Regalen der Bücherei. Wer mindestens zehn Bücherfreunde gefunden hatte, wurde zur großen Abschlussveranstaltung in die Bibliothek eingeladen. 21 Kinder schafften das und durften sich dort über Preise für besonders fleißig geführte und kreativ gestaltete Freunde-Bücher freuen. Neben den Hauptpreisen gab es auch Sonderpreise für außergewöhnliche Einträge oder liebevoll verzierte Seiten – als besondere Anerkennung für den Einsatz der jungen Leserinnen und Leser.

Mit Liebe zum Detail gestaltet

Eine von ihnen, die ihr Freundebuch mit besonders viel Aufwand gestaltete, ist Miriam. Sie war schon zum zweiten Mal beim Sommerleseprojekt dabei – und kaum hatte sie das erste Buch aus dem Regal gezogen, war klar: Auch dieses Jahr wird wieder viel gelesen. „Ich mag vor allem Die drei ??? und Die drei !!! – aber ich probiere auch gern neue Bücher aus“, erzählt sie. Mit bunten Stiften füllte sie Seite um Seite, zeichnete Figuren und schrieb kleine Kommentare dazu. Am Ende brachte sie gleich zwei Freunde-Bücher mit in die Bücherei zurück – also 20 gelesene Bücherfreunde.

Auch Leonard gehörte zu den eifrigsten Teilnehmern: Er las ebenfalls 20 Bücher und verwandelte sein Freundebuch in ein kleines Kunstwerk – mit Zeichnungen, Zitaten und kleinen Collagen.

Die Lieblingsgeschichten der Kinder reichten in diesem Jahr von Klassikern wie Paul Maar und Astrid Lindgren bis zu modernen Reihen voller Magie, Spannung und Freundschaft. Auch aktuelle Bestseller wie „Rico, Oskar und das Mistverständnis“ oder „Die Schule der magischen Tiere“ waren in vielen Freunde-Büchern zu finden. So wurde jedes Heft zu einer kleinen Schatzkiste voller Lesemomente. Manche Kinder schrieben sogar dazu, wo sie gelesen haben: im Garten, auf dem Sofa oder heimlich abends im Bett unter der Decke.

Für Büchereileiter Tobias Metzler zeigt der Erfolg des Projekts, wie lebendig Lesefreude sein kann: „Wenn Kinder Geschichten mit eigenen Ideen verbinden, dann bleibt das Gelesene viel länger im Kopf. Genau das wollen wir erreichen.“ Deshalb kündigt Metzler schon an: „Auch im nächsten Jahr wird es die Bücher-Freunde wieder geben – und sicher wieder mit vielen begeisterten Kindern.“

Für die Teilnahme an dem Sommerleseprojekt brauchten die Kinder einen kostenlosen Leseausweis der Stadtbücherei. Finanziell unterstützt wurde die Aktion vom Förderverein „Lesebändchen“.

MARVIN FISCHER

Bearbeiten

„Rassismus ist eine böse Krankheit“

Umes Arunagirinathan berichtet von seiner Flucht nach Deutschland

Für Demokratie kämpfen: Der Herzchirurg und Autor Umes Arunagirinathan hat im Korbacher Bürgerhaus aus seinem Buch „Grundfarbe Deutsch“ gelesen. © Foto: Hans Peter Osterhold

Korbach – Es war eine Mischung aus Bericht, Lesung, Erzählung und Plädoyer, dabei persönlich, authentisch, herausfordernd und berührend, was der Herzchirurg und Autor Umes Arunagirinathan dem Publikum im vollbesetzten Korbacher Bürgerhaus vorstellte.

Grundlage war sein Buch „Grundfarbe Deutsch – Warum ich dahin gehe, wo die Rassisten sind“, seine persönliche Lebensgeschichte von der Kindheit in Sri Lanka, der Flucht nach Deutschland und seinen Erfahrungen und Erlebnissen in dem für ihn zunächst fremden Land. „Ich bin hier, um euch eine Geschichte zu erzählen“, waren seine Eingangsworte.

Und dann folgten Erinnerungen an eine glückliche Kindheit in Sri Lanka, die jäh durch den Bürgerkrieg zerstört wurde. Durch die Gründung eines eigenen Geschäfts wurde er früh selbständig und konnte seine Familie damit ernähren.

Als er zwölf Jahre alt war, entschied seine Mutter, dass er aus dem Land fort müsse, nach Deutschland, wo ein Onkel lebte. Über Kredite finanziert und über Schlepper organisiert – denn legal war eine Ausreise nicht möglich – ging es in einer 8-monatigen Odyssee über Vorderasien und Afrika schließlich nach Deutschland.

Viele Details brachte der Autor mit und viele Emotionen, vor allem bei dem Abschied von der Mutter, weil er nicht weg wollte. In Deutschland besuchte er das Gymnasium, machte das Abitur und wurde schließlich Arzt, überstand erfolgreich verschiedene Abschiebungsversuche. Und er liebt Deutschland und freut sich über die deutsche Staatsangehörigkeit, die er irgendwann erhielt. „Ich habe das Glück, in Deutschland sein zu dürfen“, erzählte er.

Ein zentrales Thema des Abends sind seine Begegnungen mit Menschen, solchen, die ihn nachhaltig prägten und förderten und auch solchen, die ihn wegen seiner dunklen Hautfarbe diskriminierten und nicht als Deutschen akzeptieren wollten. So schilderte er Begegnungen im normalen Alltag und auch mit „Rechten“, bei denen er stets auf Dialog setzt. „Rassismus ist eine böse Krankheit“, sagte er. Aber Früherkennung sei wie in der Medizin die beste Möglichkeit der erfolgreichen Behandlung.

So sucht er auch immer wieder die Begegnung mit solchen, die eher intolerant und mit Vorurteilen unterwegs sind. Eine bunte Gesellschaft sei eine Bereicherung, sagte er und bei seinem Buch „Grundfarbe Deutsch“ gehe es um mehr als um die Sprache. „Ich bin nicht für die deutsche Vergangenheit verantwortlich, aber für die Gegenwart und Zukunft“. Und er forderte alle Anwesenden auf, für die demokratischen Grundwerte der Gesellschaft zu kämpfen.

Im Anschluss beantwortete Umes Arunagirinathan Fragen aus dem Publikum: Wann er seine Familie wiedersah, der aktuellen Situation in Sri Lanka, ob er je in seine Heimat zurückkam und wie er mit Angst umgehe. Er hinterließ eine berührte Zuhörerschaft, die ihm jedes Wort abnahm, denn der Autor vertrat eine klare politische Position und ließ gleichzeitig viel persönliche Nähe zu.

Der Förderverein der Stadtbücherei Korbach „Lesebändchen“, die Stadtbücherei und die Buchhandlung Thalia hatten in einer Kooperation mit dem Netzwerk für Toleranz Waldeck-Frankenberg zu der Veranstaltung im Korbacher Bürgerhaus eingeladen.

HANS PETER OSTERHOLD

Quelle: WLZ vom 1. November 2025

Bearbeiten

Powered by G. Wagner, Korbach
Erstellt mit pure html 5, css, bootstrap und php

© 2007 - 2025 by Lesebändchen e.V., Korbach
email