28.09.2023 - Armut trotz Wirtschaftsboom
Ersch-Datum: 1
Kategorie: presse
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Quelle: WLZ vom 25.09.2018.

Von Hans Peter Osterhold

KORBACH. Die Wirtschaft in Deutschland brummt, aber gleichzeitig gibt es immer mehr Armut im Land. Wie geht das zusammen? Professor Rudolf Hickel vertritt Thesen, die polarisieren. Den hochkarätigen Wirtschaftswissenschaftler hatte der Freundeskreis der Stadtbücherei zu einem Vortrag zum Thema "Armut - trotz Wirtschaftsboom" ins Bürgerhaus eingeladen. Ein Single gilt als arm, wenn er ein Einkommen von weniger als 617 Euro netto im Monat hat, eine vierköpfige Familie bei weniger als 1978 bis 2355 Euro. Die oberen Einkommen haben sich auf ihrem Niveau gehalten oder gar verbessert. Zehn Prozent der Bevölkerung verfügt über 60 Prozent des gesamten Vermögens. Diese ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen ist laut Hickel eine Ursache für wachsende Armut.

Mittelschicht schrumpft

Die Unternehmensgewinne stiegen stärker als die Arbeitseinkommen. Zwar sinke die Arbeitslosigkeit, aber der Anteil des Niedriglohnsektors nehme parallel zu. Außerdem habe der Staat sozialstaatliche Sicherungssysteme abgebaut. Die Agenda 2010 fördere die soziale Spaltung und treibe Armut voran. Niedriglohnbeschäftigung, Erwerbsarmut und Altersarmut lasse die Mittelschicht schrumpfen, führte Hickel aus.

Die Riester-Rente sei zwar gut gemeint, treibe aber wieder in die Abhängigkeit von den Finanzmärkten. Das Modell des Neoliberalismus von „mehr Markt“ sei gescheitert und habe eher eine „völkische Renationalisierung“ mit abschottendem Wirtschaftsprotektionismus gefördert, sagt der Wissen$chaftler.

Die Vermögenskonzentration seit den 1980er-Jahren macht Hickel ebenfalls als einen wichtigen Grund für die Ungleichheit aus. "Übersparen" bedeute: wandert in internationale Finanzmärkte auf der Suche nach rentierlichen Anlagemöglichkeiten statt in Sachwerte vor Ort. Diese Finanzmärkte seien meist dereguliert und damit äußerst krisenanfällig. Die Krise des finanzmarktgetriebenen Kapitalismus habe zu einer Erschütterung des Vertrauens in das Bankensystem geführt. Das Ganze löse mittlerweile soziale Ängste in der Bevölkerung aus, die Folge: Auch die Akzeptanz in das demokratische System leide, was aktuell in manchen Ausschreitungen zu beobachten sei.

Lohnquote steigern

Hickel sieht in mehr Regulierung der Finanz-, Arbeits-, Güter- und Dienstleistungsmärkte durch den Staat einen Lösungsansatz. "Die Banken sollen sich auf ihre eigentlichen Aufgaben besinnen". Die Lohnquote müsse gesteigert werden, der Mindestlohn sei ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings seien die regionalen Unterschiede erheblich, in Leipzig reiche er aus, in München müsse er eigentlich 12,77 Euro betragen.

Hickel fordert den Abbau des Niedriglohnsektors, der durch Hartz IV vorangetrieben wurde und die Stärkung des bedarfsorientierten Sozialstaats, einen stärkeren Ausgleich zwischen Kapital und Arbeit. Mehr Abschöpfung des Staates, beispielsweise bei Spitzenverdienern oder großen Erbschaften, schaffe Raum für öffentliche Investitionen.

Demokratie in Gefahr

Hickels Vortrag kam in einer gut besuchten Veranstaltung gut an, eine etwas klarere Struktur und übersichtlichere Präsentation hätten ihm dennoch gutgetan. In der anschließenden Diskussionsrunde ging es munter mit Fragen und Diskussionsbeiträgen hin und her. "Eigentlich müssten doch die Linken von der Situation profitieren", stellte ein Zuhörer fest und wollte wissen, warum das nicht so ist. Eine Studie habe alle Krisen in den letzten 200 jahren untersucht und festgestellt, dass linke Bewegungen noch nie von Krisen profitierten, sagte Prof. Hickel.

Die "völkische Renationalisierung" sei bis heute immer wieder der Nutznießer gewesen: "Ich habe aktuell große Befürchtungen um unsere Demokratie." Beim Thema Mindestlohn geht er sowieso mit, aber Lohn-Obergrenzen in börsennotierten Unternehmen würde er auch unterstützen.

Parteipolitisch wollte sich Hickel am Ende nicht festlegen und auch keine Ratschläge verteilen: "Was Sie bei Ihrer Wahlentscheidung aus Ihren Erkenntnissen machen, ist Ihre Sache". (os)

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28.09.2023 - Islam und Demokratie - ein Widerspruch?
Ersch-Datum: 1
Kategorie: presse
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Quelle: Eder-Diemel-Tipp vom 13.05.2018.

Korbach. Lamya Kaddor, Islamwissenschaftlerin und Autorin, ist am 28. Mai zu Gast in Korbach. "Es ist kein Widerspruch, Deutsche und Muslimin zu sein!" Als Kämpferin für einen liberalen, aufgeklärten Islam und als Muslimin, die kein Kopftuch trägt, erhielt sie zahlreiche Preise und Ehrungen - ebenso wie Hassmails und Morddrohungen. Lamya Kaddor streitet für die zeitgemäße Auslegung des Korans sowie Geschlechtergerechtigkeit. Sie ist überzeugt, dass sich der aufgeklärte Islam und das Grundgesetz nicht ausschließen. Dies wird sie in ihrem Vortrag "Islam und Demokratie - ein Widerspruch?" darlegen.

Das Lesebändchen e.V., die Stadtbücherei Korbach und das Integrationscafé der DELTA Waldeck-Frankenberg freuen sich, Kaddor am Montag, 28. Mai, im Café Klatsch, Flechtdorfer Str. 13, um 18 Uhr begrüßen zu können. Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Kartenvorverkauf in der Stadtbücherei.


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28.09.2023 - Lamya Kaddor zu Gast im Café Klatsch
Ersch-Datum: 1
Kategorie: presse
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Quelle: WLZ vom 09.05.2018.

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Bekannt ist sie durch viele Auftritte in Talkshows und ihre Bücher. So hat sie den „Koran für Kinder und Erwachsene“ in deutscher Sprache herausgegeben sowie das Sachbuch „Zum Töten bereit. Warum deutsche Jugendliche in den Dschihad ziehen“. Das Lesebändchen, die Stadtbücherei und das Delta-Integrationscafé Waldeck-Frankenberg laden zu einer Veranstaltung mit Lamya Kaddor im Rahmen des Hessentages ein: am Montag, 28. Mai im Café Klatsch, Flechtdorfer Str. 13, um 18 Uhr. Eintritt: fünf Euro, ermäßigt drei Euro.


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28.09.2023 - Zuhörer nochmals aufgerüttelt
Ersch-Datum: 1
Kategorie: presse
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Waldeckische Landeszeitung | 21.08.2019

Zuhörer nochmals aufgerüttelt

Vortrag in Stadtbücherei über des Leben der Flüchtlinge in Griechenland

VON ANETTE PRIES

Korbach - Auf großes Interesse stieß der Vortrag von Julia Boving in Korbach. Die Stadtbücherei war bis auf den letzten Platz gefüllt. Boving berichtete über ihre Arbeit an den Landestellen von geflüchteten Menschen in Griechenland. Sie verbrachte acht Monate überwiegend auf der Insel Chios und unterstützte den Verein "Offene Arme -Hoffnung für Chios". Die Veranstaltung war organisiert von der Stadtbücherei, dem Lesebändchen und dem Bürgerbündnis für ein tolerantes und weltoffenes Korbach mit Unterstützung des Netzwerks Toleranz.

Die Entfernung der Inseln, die der Türkei vorgelagert sind, zum griechischen Festland beträgt nur sieben Kilometer, doch durch die europäischen Verträge mit der Türkei geht es hier für geflüchteten Menschen nicht weiter. Bei Nacht und Nebel und mit Hilfe teurer Schlepper wagen aufgrund der schlechten Lebensverhältnisse in der Türkei trotzdem viele Menschen auf seeuntüchtigen Schlauchbooten die Überfahrt nach Griechenland.

Es kommen immer noch mehrere Tausend Flüchtlinge pro Monat auf den griechischen Inseln an. Ihre Hoffnung auf ein menschenwürdiges und sicheres Leben wird aber meist schnell zerstört. Das zeigen die Fotos von Boving. Die Ankommenden werden registriert und in Lagern untergebracht, in denen Versorgung und Ausstattung mangelhaft ist. Katastrophale hygienische Bedingungen, unzureichende Unterkünfte in Zahl und Ausstattung, sinkende Hilfsbereitschaft der anfangs engagierten Bevölkerung, verschärfen die Probleme.

Im Herbst 2015 war die Dringlichkeit der Flüchtlingssituation auch in Deutschland angekommen. Doch nicht nur auf Chios bleibt die Lage weiterhin akut. Die Drittlandregelung (Dublin II) macht eine Weiterreise in andere Länder für diese Menschen unmöglich. Sie müssen bis zu zwei Jahren in diesen Lagern leben und leiden, bis sie entweder in die Türkei rückgeführt oder in einem anderen Teil Griechenlands angesiedelt werden. Hilfsorganisationen versuchen das Elend zu lindern. "Offene Arme", mit der Boving zusammenarbeitet, kümmert sich um die Erstversorgung.

Sie hat den Zuhörer nochmals aufgerüttelt und ihn zum Nachdenken gebracht auch über sein eigenes Verhalten zu diesem Thema.


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28.09.2023 - Das lässt einen nicht mehr los
Ersch-Datum: 1
Kategorie: presse
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Waldeckische Landeszeitung | KORBACH | 08.08.2019

Das lässt einen nicht mehr los

Zum Vortrag von Julia Boving in der Stadtbücherei am 12. August 2019

ZUR PERSON:

Julia Boving kommt aus Lengefeld.

Die 25-jährige hat Politikwissenschaft und Soziologie in Würzburg studiert und jetzt ihren Bachelor gemacht. Ab Oktober macht sie den Master in Soziologie und Sozialforschung in Köln. Arbeiten möchte sie in der Forschung und sich mit Rechtsextremismus und Autoritarismus beschäftigen. Die Lengefelderin Julia Boving war zweimal für Hilfsorganisationen in Griechenland im Einsatz. Neun Monate kümmerte sie sich um Flüchtlinge, die mit Booten ankamen.
VON JULIA RENNER
Die Situation der Flüchtlinge auf den griechischen Inseln hat die 25-jährige Julia Boving hautnah erlebt. Sie war als Freiwillige dort im Einsatz. Am Montag, 12. August, berichtet sie ab 19.30 Uhr in der Korbacher Stadtbücherei von ihren Erlebnissen. Der Eintritt ist frei, Spenden für die Organisation "Offene Arme" werden gern genommen. Im Interview sprachen wir mit ihr über die Arbeit.

Frau Boving, was hat Sie zu Ihren Hilfseinsätzen bewogen?

Das waren viele Dinge. Schon beim Studium in Würzburg habe ich in der Flüchtlingshilfe gearbeitet. Da bin ich mit vielen faszinierenden Menschen in Kontakt gekommen, die das Schicksal so hart gebeutelt hat, dass ich das nicht richtig mit meinem Realitätsverständnis in Einklang bringen konnte. Nach dem EU-Türkei-Deal kamen die griechischen Inseln mehr ins Bewusstsein. Von Freundinnen hatte ich erfahren, dass es dort sehr an der Zivilbevölkerung hängt und an Nicht-Regierungs-Organisationen. Freiwillige waren rar gesät. Und ich habe mich durch meine Erfahrungen in Würzburg den Menschen dort sehr verbunden gefühlt. Durch mein Studium hatte ich das Privileg, Zeit für die Arbeit zu haben.

Was waren Ihre ersten Eindrücke auf Chios?

Ich glaube, ich war erst mal in einer Art Schockstarre. Ich konnte das gar nicht richtig verstehen, dass Menschen aus der Türkei - die Küste kann man von Chios aus sehen - mit Schlauchbooten kommen.

Es ist wahrscheinlich ein Unterschied, Berichte im Fernsehen zu sehen und es dann selbst zu erleben.

Genau. Vorher versteht man es, dann fühlt man es. Man sieht die Menschen, schaut ihnen in die Augen, sieht ihre Gefühle und fühlt sie auch. Das lässt einen nicht mehr los.

2018 waren Sie einen Monat auf Chios, dann noch einmal acht Monate dort und auf Samos. Was waren Ihre Aufgaben?

Beim achtmonatigen Einsatz war ich als Koordinatorin da, hatte auch Verantwortung. Ich habe mich um das Lagerhaus gekümmert, um alle Spenden, die raus gingen oder rein kamen. Immer, wenn Menschen ankamen, haben wir Kleidung rausgegeben. Die ganze Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit, die Administration und die Logistik habe ich übernommen. Gearbeitet haben wir an sechs Tagen die Woche, meist zehn bis zwölf Stunden am Tag. Parallel bin ich auch mit raus gefahren, wenn Flüchtlinge ankamen.

Wie anstrengend ist die Arbeit? Lernt man, die Gefühle auszublenden?

Es war schwierig, sich mal eine Auszeit zu nehmen. Man ist immer im Notfall-Modus, ständig passiert etwas. Ich wusste, dass ich das nicht länger als ein Jahr aushalten könnte. Als ich dort war, habe ich ab und zu telefoniert und mit anderen Freiwilligen vor Ort Kaffee getrunken. Wenn Flüchtlinge ankamen, funktioniert man einfach nur. Auch, wenn schreiende Kinder vor dir stehen, die tropfnass sind. Das versteht man erst später, dann kommen die Bilder und die Gesichter wieder. Dann muss man darüber sprechen, sonst macht es einen kaputt.

Gab es dennoch engere Kontakte zu Flüchtlingen?

Ja, zu vielen Menschen. Ich habe auch jetzt noch Kontakte. Viele Schicksale wachsen einem ans Herz.

Bei Freiwilligen gibt es sicher oft Moment der Hilflosigkeit.

Ja, die gab es. Vor allem, wenn Leute fragten, ob ich helfen könnte, Studienvisa für Deutschland zu bekommen. Aber ich konnte nichts machen. Den Menschen dort geht es schlecht, alle sind traumatisiert, aber es gibt dort einfach keine Psychologen. Ich konnte nur zuhören, soweit ich das ausgehalten habe. Aber auch bei mir gibt es Grenzen.

War es geplant, dass Sie acht Monate bleiben?

Eigentlich wollte ich nur bis Januar bleiben. Ich hatte vorher schon gehört, wie zermürbend die Arbeit sein kann und wie schnell man ausbrennt. Davor hatte ich auch Angst und deshalb wollte ich zunächst nur drei Monate bleiben. Im Januar konnte ich aber nicht gehen, es hat sich überhaupt nicht richtig angefühlt. Es waren sehr wenige Freiwillige da, ich hätte an niemanden meine Aufgaben abgeben können. Also bin ich noch bis Mai geblieben, bin noch für zwei Monate nach Samos gewechselt.

Wie haben Sie den Aufenthalt finanziert?

In Würzburg habe ich immer gearbeitet nebenbei und auch meine Eltern haben mich unterstützt. Beim zweiten Einsatz, als ich als Koordinatorin war, wurde mir eine Unterkunft gestellt und ein Auto. Die Organisationen leben von der Hand in den Mund, von Spenden. Geld können sie nicht bezahlen.

Wie kann es sein, dass nach Jahren die Situation dort immer noch so chaotisch ist? Wo hakt es?

Ich glaube, die Politik muss die Menschen einfach willkommen heißen wollen. Die Botschaft der Inseln, die als Abschreckung installiert wurden, soll sein: Kommt bloß nicht hier her, es ist die Hölle. Es gibt zum Beispiel viel zu wenig Menschen, die von der Regierung angestellt sind, um sich zu kümmern. Ich habe auch das Gefühl, viele möchten es ausblenden. Es wird nicht mehr groß thematisiert. Es gibt keinen politischen Willen, die Flüchtlingssituation zu ändern, und immer noch keine europäische Einigung, wie die Menschen verteilt werden sollen. Wir müssen gegen Gründe für Flucht vorgehen. Es gibt einen großen Zusammenhang zum Klimawandel und Waffenexporten, Fluchtursachen werden hier geschaffen und gefördert.

Wollen Sie noch einmal als Helferin aktiv werden?

Ja. Ich weiß aber nicht, ob ich noch einmal auf die Inseln gehen würde. Ich würde nach Bosnien oder Serbien gehen wollen, wo viele Menschen festsitzen. Dort gibt es auch Organisationen, die Menschenrechtsverletzungen dokumentieren.

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28.09.2023 - Neuer Vorstand beim Lesebändchen
Ersch-Datum: 1
Kategorie: presse
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Inhalt: Quelle: WLZ vom 12.06.2019

Der alte und neue Vorstand des Lesebändchens.

Untere Reihe: Ingo und Sybille Hoppmann (ausscheidender Vorstand)

Mittlere Reihe: Tanja Kroppen, Agnes Schmidt-Balogh

Obere Reihe: Monika Barowski, Anette Pries, Manfred Weinreich und ganz oben Gerhardt Wagner.

Korbach - Ein neuer Vorstand wurde bei der Mitgliederversammlung des Lesebändchens gewählt. Dieser Verein unterstützt die Arbeit der Korbacher Bücherei. Die Mitglieder der bisherigen Führungsriege stellten sich nicht mehr zur Wahl. Zum Vorsitzenden wurde Manfred Weinreich gewählt. Gerhardt Wagner ist Kassierer und Anette Pries Schriftführerin. Die Beisitzerinnen Tanja Kroppen und Agnes Schmid-Balogh wurden in ihrem Amt bestätigt. Der neue Vorstand würdigte die Arbeit ihrer Vorgänger Monika Barowski und Ingo und Sybille Hoppmann für ihre engagierte und ideenreiche Arbeit. Im Rückblick 2018 waren auch vier Vorträge Jahreshöhepunkte. Die Worte von Prof. Rudolf Hickel (Bremen), der Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor, der Zeitzeugin Esther Bejarano und der Schauspielerin Bettina Kenter-Götte (Thema: Hartz IV) fanden große Resonanz und lösten lebhafte Diskussionen aus. Die viel besuchte und genutzte Bücher-Telefonzelle am Berndorfer Tor wird ebenfalls von Mitgliedern des Lesebändchens betreut. (c)ƒred


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28.09.2023 - Wie einst Leib- und Hungerstrafe
Ersch-Datum: 1
Kategorie: presse
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Quelle: Korbacher Zeitung vom 24.04.2019.

Korbach - Eine vom Jobcenter verhängte Sanktion sei eine beschönigende Umschreibung einer "mittelalterlichen Leib- und Hungerstrafe", sagt Bettina Kenter-Götte. Die Münchner Schauspielerin und Autorin arbeitete bei ihrer Buchlesung zum Thema "Heart's Fear” "Hartz IV" im Korbacher Bürgerhaus den Unterschied anschaulich heraus.

2017 habe es rund 34000 Vollsanktionen bei Hartz IV-Beziehern in Deutschland gegeben, das heißt die Kürzung des Lebensminimums auf Null. Die Konsequenzen für die Betroffenen seien enorm. "Jede Sanktion bedeutet Hunger", sagte Kenter-Götte, "schlimmstenfalls den Entzug jeder Lebensgrundlage, auch der Miete und des Krankenversicherungsschutzes."

"Was wäre los in diesem Land, wenn man einem rechtskräftig verurteilen Mörder im Gefängnis das Essen verweigern, die Heizung und den Strom abstellen würde? - und ihm auch nicht die notwendigen Medikamente zukommen ließe, fragte die Autorin. "Hartz IV bedeutet Armut und menschliche Ausgrenzung aus der Gesellschaft", resümiert Kenter-Götte.

Die Autorin selbst war einige Jahre "Aufstockerin" beim Jobcenter und musste einen Buchhaltungskurs machen. Hätte sie sich verweigert, wäre das Geld umgehend gekürzt worden. Von einer vorübergehend arbeitslosen selbständigen Ärztin wurde gefordert, einen Lkw-Führerschein zu machen. Kenter-Götte ist sich sicher: "Hartz IV bekämpft nicht die Armut, sondern die Armen." Jobcenter verweisen gezielt darauf, das Hartz IV-Bezieher sich den Rest zum Lebensunterhalt bei der Tafel besorgen könnten. Die Autorin würdigte die Arbeit der ehrenamtlichen Tafel-Helfer, bezeichnete diese Einrichtung aufgrund eigener Erfahrungen jedoch als "Restetisch für die Armen".

In der anschließenden Diskussion konnten einige Besucher den Bürokratieaufwand um Hartz IV kaum fassen. Kenter-Götte hatte einen kompletten Hartz IV Antrag dabei, der bis zu 67 Seiten umfassen kann, den selbst Jobcenter-Mitarbeiter kaum begreifen würden, so Kenter-Götte. So sei es kein Wunder, dass etwa die Hälfte der Bescheide fehlerhaft wären und zu wenig Geld gezahlt würde. Jahrelange Gerichtsverfahren seien die Folge, ehe dann erst Korrekturen der Zahlungen erfolgen würden. Bettina Kenter-Götte war einer Einladung des Lesebändchens Korbach, des Bürgerbündnisses für ein tolerantes und weltoffenes Korbach mit Unterstützung des Netzwerkes Toleranz gefolgt. red

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28.09.2023 - Sahras Wege nach Eppe berühren
Ersch-Datum: 1
Kategorie: presse
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Waldeckische Landeszeitung | Lokales | 03.03.2020

Außergewöhnliche Lesung über eine Flucht in der Korbacher Stadtbücherei

VON HANS PETER OSTERHOLD

Korbach - Eine berührende Geschichte von Vertreibung und Flucht, die im Korbacher Ortsteil Eppe endet, wird in dem Stück „Sahras Wege“ erzählt, und die Erzählerin spielt ihre Rolle dabei selbst. Die Stadtbücherei Korbach und der Freundeskreis "Lesebändchen" hatten zu einer außergewöhnlichen Lesung eingeladen.

"Ich wohne jetzt in Eppe, mein Weg dorthin war sehr lang", so erzählt Sahra ihre eigene Lebensgeschichte: "Nicht wissen, was kommt, immer wieder zu Fuß, kaum Pausen, nur weiter." Sie wird dabei in Wechsellesung unterstützt vom Theaterkreis der katholischen Gemeinde.

Zusammen mit ihrer Mutter und Schwester waren sie aus den Wirren Afghanistans nach Teheran geflohen und dort bei Verwandten untergekommen. Da Sahras Vater ermordet worden war, wollte der Onkel seine Nachfolge antreten. Das ging für Sahras Mutter gar nicht, und somit machten sie sich auf den beschwerlichen Weg Richtung Europa.

1 800 000 Schritte, 5000 Kilometer, schwankende Temperaturen bis minus 10 Grad, viele Länder, wechselnde Lager. Zunächst ging es 2500 Kilometer zu Fuß bis nach Istanbul. Dort gab es viele trostlose Tage im Lager zu überstehen. Mit dem Schiff ging es weiter, niemand konnte schwimmen. Wieder Entbehrungen, handeln mit Schleusern, defektes Boot. Warten, Hunger und Durst, Hygienemängel. Endlich in Griechenland, dann über die Balkanroute nach Wien. Dann Aufnahmelager in Gießen, Kassel und schließlich die Endstation: Eppe.

Das war Ende 2016. Mittlerweile haben sie sich gut eingelebt. Sie sind liebevoll aufgenommen worden. Sahra spricht fließend deutsch. Sie geht zur Schule und hat sich im neuen Leben gut zurechtgefunden.

In Eppe bekam sie Kontakt zu Jens Lessing, der die Theatergruppe der katholischen Gemeinde leitet. Gemeinsam haben sie sich auf einer Landkarte den Fluchtweg angeschaut. Entstanden ist das Stück unter Lessings Regie innerhalb von drei Tagen während der 72-Stunden-Aktion 2019, einer deutschlandweiten Aktion des Bundes der katholischen Jugend.

Das bewegende Stück wurde bereits bei verschiedenen Veranstaltungen vorgetragen und fand stets große Beachtung. In der Korbacher Stadtbücherei diente die große Treppe in der Mitte zusätzlich als Kulisse. Die acht Kinder und Jugendlichen bewegten sich hin und her, von oben nach unten, waren konzentriert bei der Arbeit. Sie lasen nicht nur, sie trugen vor, gingen ihre Rollen innerlich mit.

Die Beschreibungen von "Sahras Wegen" wurden immer wieder mit direkten Sprechszenen angereichert und erhielten vom Publikum viel Applaus.


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28.09.2023 - Neue Schmöker im Video statt im Cafe
Ersch-Datum: 1
Kategorie: presse
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Inhalt: Verein Lesebändchen stellt Bücher derzeit online vor

Korbach - Die neuesten Bücher stellen Mitglieder des Vereins Lesebändchen eigentlich jeden Monat bei einem Treff in gemütlicher Runde vor. Weil das in der der Zeit Corona-Krise nicht möglich ist, haben sich die Mitglieder etwas einfallen lassen: Jetzt werden die neuesten Schmöker im Video vorgestellt.

Im heimischen Garten hat Marie-Luise Lindenlaub zusammen mit Manfred Weinreich bislang mehrere Videos unter dem Motto "Bücher zur Teezeit" aufgenommen. Fünf bis sieben Minuten lang sind die Filmchen etwa, in denen nicht nur der Inhalt der Bücher präsentiert wird, sondern auch Wichtiges drumherum. Wer Interesse an den Werken hat, kann sie sich dann auch gleich in der Stadtbücherei ausleihen.

Doch nicht nur darum kümmert sich der Förderverein der Stadtbücherei. Jeden Tag werden auch die beiden Bücherzellen am Berndorfer Tor aufgeräumt und kontrolliert. Bis zu 500 Bücher - Romane, Lexika und Sachbücher - finden sich darin. In einer Zelle für Erwachsene, in einer für Kinder und Jugendliche. Jeder könne sich dort Bücher einfach mitnehmen, zurückgebracht werden müssen sie nicht, sagt Lesebändchen-Vorsitzender Manfred Weinreich. Wer möchte, könne aber auch ausrangierte Bücher für andere dort ablegen. Und der Zuspruch sei sehr gut, sagt Weinreich. Die Bücherzellen würden fleißig genutzt.

Damit die alten Telefonzellen auch optisch wieder ansprechend sind, hat sie jetzt ein Maler aus Lengefeld frisch angestrichen. Auch wenn die Nachfrage gut ist: Weitere Standorte für Bücherzellen seien nicht geplant, sagt der Vorsitzende. Die Arbeit für die Ehrenamtlichen sei einfach zu groß.

Wer sich die Buchempfehlungen auf Video anschauen möchte, findet sie auf der Internetseite www.lesebändchen-korbach.de. Dort gibt es auch weitere Informationen zum Verein.


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28.09.2023 - Kleine Kritiker gesucht
Ersch-Datum: 1
Kategorie: presse
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Korbach - Ohne Zwang lesen, Spaß am Lesestoff haben und dabei doch mal stärker über die Bücher nachdenken: Die Stadtbücherei Korbach steigt ins Sommerleseprojekt "Ich bin eine Leseratte" für Schüler der dritten bis sechsten Klassen ein. Mädchen und Jungen sind eingeladen, mit acht Titeln ihren "Kritikerverstand" zu stärken und sich kreativ-künstlerisch mit ihnen auseinanderzusetzen.

Sechs Bücher hat die Hessische Leseförderung ausgewählt und dazu Materialien und Broschüren zur Verfügung gestellt, zwei weitere Bücher wurden in Korbach ausgewählt. Finanziert wird das Projekt mit Unterstützung des Rotary-Clubs Korbach-Bad Arolsen und des Freundeskreises der Bücherei, "Lesebändchen".

Zur Auswahl gehören dünne wie dicke Bücher, Romane wie Sachbücher, erklärt Bücherei-Leiterin Susanne Zimmerer. Je sechs Exemplare sind in der Bibliothek zu haben. Dazu kriegen Kinder bei Anmeldung eine Broschüre, in der sie Fragen zum Inhalt beantworten. Zudem können sie ihre eigenen Gedanken zum Lesestoff niederschreiben oder ein passendes Bild malen. Für ausgefüllte Broschüren, interessante Besprechungen und gelungene Bilder winken Preise wie Büchergutscheine.

Kinder entdecken die Welt über Bücher, sagt Lesebändchen-Vorsitzender Manfred Weinreich. "Und gerade in Corona-Zeiten ist es wichtig, das Thema Bildung in den Vordergrund zu stellen", befindet Bürgermeister Klaus Friedrich. Andreas Schwarzer, Präsident des Rotary-Clubs, hebt besonders den Ansatz hervor, Kinder zu kritischem Denken zu ermuntern: "Das Internet bietet so viele Unwahrheiten und Fake News". Es ist wichtig, Kinder so zu erziehen, dass sie Meldungen kritisch bewerten können. "Richtig lesen zu lernen, sei der erste Schritt, nicht auf Täuschungen reinzufallen, bekräftigt Anette Pries, Schriftführerin des Lesebändchens, das die Bücherei fortwährend unterstützt, Veranstaltungen wie Lesungen organisiert und auch die mit Büchern zum Mitnehmen gefüllten Telefonzellen am Berndorfer Tor betreut.

Für das Projekt "Ich bin eine Leseratte" wird in der Regel eine Bücherei pro Region ausgewählt, Korbach ist zum dritten Mal dabei. Der Startschuss fiel gestern mit der Klasse 4b der Westwallschule, die mit Projektleiterin Monika Weber gleich einstieg.

Die Auswahl ist groß: So gibt es Geschichten über spontan spannend werdende Ferien, die "Familie Flickenteppich" oder das Sammeln verbotener Bücher, und auch einen Besuch auf der Pariser Weltausstellung von 1900 wird beschrieben. Bis 9. Oktober können Broschüren, Zeichnungen oder Basteleien in der Stadtbücherei abgegeben werden. Wenn die Corona-Lage es zulässt, sind alle Teilnehmer am Samstag, 31. Oktober, zu einem Lesefest eingeladen. /red


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