Buch des Monats im Dezember 2022

Die Alleinseglerin

Autorin/Autor:  Christine Wolter
Einband: Gebundene Ausgabe
Erscheinungsdatum: 23.08.2022
Verlag: Ecco
Seitenzahl: 0

Vorgestellt von Claudia Engelmann

Christine Wolter, Jahrgang 1939, Lektorin im Aufbau Verlag, wo sie 1982 "Die Alleinseglerin" veröffentlichte, einen Roman, der 1987 verfilmt wurde. Das Ungewöhnliche an dieser Autorin ist ihre Doppel-Existenz. Geboren und aufgewachsen in der DDR hat sie, weil sie sich in einen Italiener verliebte, offiziell einen Ausreiseantrag gestellt, der nach Jahren genehmigt wurde. So konnte sie beide Staatsbürgerschaften erlangen, und mit dem DDR-Pass immer wieder einreisen, um ihre Familie zu besuchen. Später sind ihre Romane auch im Westen erschienen, nicht weiter beachtet, bis nun endlich der Ecco-Verlag ihren Roman „Die Alleinseglerin“ neu aufgelegt hat, der hoch gelobt wird – verdientermaßen!

Es ist die Geschichte von Almut, einer alleinerziehenden Literaturwissenschaftlerin in der damaligen DDR, die von ihrem Vater ein Segelboot, einen sogenannten Drachen inklusive Liegeplatz an einem See geerbt hat. Eigentlich kann man dieses Boot nicht wirklich allein segeln, eigentlich verschlingen Instandhaltung und Reparaturen ein Vermögen, das sie nicht hat, eigentlich fehlt ihr sowieso die Zeit, sich um all das zu kümmern und eigentlich ist ihr das alles viel zu viel. Aber sie kann nicht anders und will es unbedingt, um jeden Preis behalten. Denn es ist für sie das Einzige, was von ihrem Vater bleibt, der die Familie verlassen hat, als sie 11 Jahre alt war. Und so spürt sie jahrelang bei Wind und Wetter ihm, dem großen Unbekannten nach, nähert sich ihm immer wieder an und beginnt nach und nach eine Ahnung von ihm zu bekommen so wie sie nach und nach lernt, die Landschaft, das Wasser, den Sturm und die Wechsel der Jahreszeiten zu lieben. Ihr Segelboot ist ihre Freiheit, ihre Form der Selbstbestimmung und auch ihre Ausdrucksmöglichkeit, sich in einer von Männern bestimmten Gesellschaft zu behaupten.

Wie Christine Wolter dies erzählt ist geradezu meisterhaft. Leise, fast still, dann wieder kraftvoll, einem ganz eigenen Erzählton folgend. Sätze, die man sich auf der Zunge zergehen lassen kann und die immer wieder nachklingen.

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