Montag, 11. September 2023, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Jubiläum mit Musik und Zeit zum Lesen
Bücher bringen Menschen zusammen
VON WILHELM FIGGE
Korbach – Es ist Sonntagnachmittag – und die Stadtbücherei ist voll: Normalerweise wäre Ruhetag, zum 125-jährigen Bestehen wurde zum großen Fest eingeladen. Die inmitten von mehr als 100 000 Büchern und weiteren Medien versammelten Besucher tauchen dabei zuerst einmal alle in die selbe Geschichte ein: Schülerinnen und Schüler der Humboldt-Schule haben ein Hörspiel zu „Die Rüpelbande“ eingesprochen – die Abenteuer von Troll, Geist und Hexe hatten sie sich dafür in der Stadtbücherei geliehen, verrät deren Leiter Dr. Tobias Metzler.
Nicht nur so bringen Bücher Menschen zusammen: Viele Gäste nutzen den gemütlichen Sonntagnachmittag, um durch die Räume zu schlendern. Familie Metz aus Korbach besteht fast ausschließlich aus Stammgästen des Hauses und absolviert die Rallye mit Fragen über die Bücherei und die dort erhältlichen Werke – wer eine Antwort nicht weiß, findet sie vor Ort heraus, sagt Peter Metz. Seltener da waren bislang Mona Hofmann und Tochter Edda – sie hat im Hörspiel mitgemacht. Doch den Besuch der Bücherei nutzen sie für Entdeckungen.
Dass die Stadtbücherei viele Freunde hat, wird schnell klar: Wer wollte, konnte Zettel mit der Aufschrift „Ich liebe die Stadtbücherei, weil...“ ausfüllen. Die gesammelten Werke wurden am Geländer inmitten der Parkrotunde aufgehängt und offenbaren viele Gründe: Ein Achtjähriger staunt über die vielen Bücher, die er sich ausleihen kann, eine 101-Jährige dankt den Mitarbeitern, die sich immer Zeit nehmen. Die Bücherei bereichere das Stadtbild – und schaffe Rückzugsorte, an denen Leser sich in Bücher fallen lassen können. Dem einen hilft sie, schneller Deutsch zu lernen, Autoren begrüßen, wie sie mit Veranstaltungen das Kulturleben am Laufen hält.
Auch in zwei Wettbewerben haben Freunde der Bücherei sich eingebracht: einmal mit Werbevideos, einmal beim Schreiben – egal, ob Gedicht, Sketch oder Kurzgeschichte, nur um die Stadtbücherei musste es gehen. Bei den Erwachsenen geht der erste Preis an Marion Weigel vor Frank Mause und Dr. Heinrich Knoche; bei den Kindern werden Marie Engel und Lotta Metz geehrt. Den besten Film hat Amelie Seifert gedreht. Gerne würde er die Sieger noch zu einer Lesung zurück ins Haus holen, kündigt Tobias Metzler an.
Während es in der Bücherei eher leise zugeht, tobt draußen auf der Rotunde das Leben: Gäste jeden Alters genießen bei Sonnenschein und blauem Himmel Kaffee und Kuchen sowie kühle Getränke. Zwei Künstler entzücken dabei vor allem die kleinen Gäste – aber nicht nur sie: Martin Pfeiffer aus der Nähe von Gießen ist seit sieben Jahren mit Kinderliedern von den Alpen bis zur See unterwegs. Mit Gitarre und Drum-Computer will er bekannte Songs fetzig darbieten und die Zuhörer zum Mitmachen bewegen – mit Erfolg: Beim Ende des ersten Lieds sind die Kinder voll dabei. Sie singen und tanzen mit – und drehen mit dem Sänger schon mal eine Polonaise um die Rotunde.
Die Künstlerin „Lila“ hat derweil alles im Gepäck, was es für Seifenblasen braucht: Eingebettet in ein kurzes Comedy-Programm lässt sie kleine wie große Zuschauer staunen: mit riesigen Seifenblasen ebenso wie mit solchen in Schneeflockengröße. Und zum Schluss bringt sie den Kindern ihre Tipps und Tricks bei.